Das Management und die strategische Ausrichtung von Projektportfolios sowie die Entwicklung von Best Practices für Planung, Durchführung und Controlling von Projekten – dies sind die Kernaufgaben eines Project Management Office (PMO). Besonders wenn es um die Anwendung von Projektmanagement-Methoden und den Einsatz von Projekt- und Portfoliomanagement-Software oder KI-Tools geht, übernimmt das PMO eine zentrale Vorreiterrolle.
Abhängig vom Projektmanagement-Framework kann das PMO stärker direktiv, unterstützend oder kontrollierend ausgerichtet sein. Manche Frameworks definieren das PMO nicht als dauerhafte Funktion, sondern als temporäre, projektspezifische Einheit.
So verwenden beispielsweise PRINCE2 und ISO 21502 den Begriff „Project Office“, während der europäische PM²-Standard es als „Project Support Office (PSO)“ bezeichnet.
Wichtig ist: Das PMO managt nicht einzelne Projekte und fungiert auch nicht als Projektassistenz. Stattdessen ist das Projektmanagement Office ein methodischer und struktureller Enabler, der Mitarbeitende in der gesamten Organisation befähigt, eigenständig bestmögliche Projektergebnisse zu erzielen.
Um diese Rolle zu erfüllen, agiert ein PMO in drei klar definierten Funktionen:
PM Framework | PMO Definition | Fokus | Zeitrahmen |
PMBoK Guide | Eine Managementstruktur, die die projektbezogenen Steuerungsprozesse standardisiert und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, Methoden, Werkzeugen und Techniken erleichtert. | direktiv unterstützend |
permanent |
PRINCE2 | Ein zeitlich befristetes Büro, das eingerichtet wurde, um die Umsetzung einer bestimmten Veränderungsinitiative zu unterstützen, die als Projekt durchgeführt wird. Wenn es eingesetzt wird, übernimmt das Projektbüro die Verantwortung der Projektunterstützungsfunktion. | unterstützend | temporär |
IPMA ICB 4.0 | Definiert die Strategie und die Ziele für alle Projektmanagement-bezogenen Entwicklungsvorgänge, unterstützt die Entwicklung durch Coaching, Mentoring oder Training und ermöglicht die Entwicklung kollektiver oder organisationaler Kompetenzen durch gemeinsame Aktivitäten aller an Projekten und Programmen beteiligten Personen. Externe Experten wie Berater und Coaches können hinzugezogen werden, um die bestehenden Erfahrungen optimal zu nutzen. | direktiv unterstützend kontrollierend |
permanent |
PM2-Standard | Ein Project Support Office (PSO) ist eine organisatorische Einrichtung, die Dienstleistungen zur Unterstützung des Projektmanagements anbietet. Diese können von der Bereitstellung einfacher Unterstützungsfunktionen bis hin zur Verknüpfung von Projekten mit strategischen Zielen reichen. | direktiv unterstützend kontrollierend |
permanent oder temporär |
ISO-21502 | Projektbüros können eine Vielzahl von Tätigkeiten zur Unterstützung des Projektleiters und des Projektteams ausführen, u. a. Analyse; Festlegung und Verwaltung der Governance; Standardisierung von Projektmethoden und -prozessen; Projektmanagement-Schulungen; Planung und Überwachung; Informationsmanagement; Bereitstellung administrativer Unterstützung. (...) Darüber hinaus kann ein Projektbüro mehrere Projekte unterstützen, mit einem Programm- oder Portfoliomanagementbüro kombiniert werden oder die Funktionen des Programm- oder Portfoliomanagementbüros (Program bzw. Portfolio Management Office) übernehmen. | direktiv unterstützend kontrollierend |
permanent oder temporär |
PMOs übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben innerhalb eines Unternehmens. Ist ein PMO sowohl direktiv, unterstützend als auch kontrollierend ausgerichtet, lassen sich seine wichtigsten Aufgaben und Funktionen in sechs Kernverantwortlichkeiten zusammenfassen.
Die ersten vier Aufgaben stellen sicher, dass projektübergreifendes Management nicht zufällig oder individuell erfolgt, sondern klaren Regeln und Richtlinien folgt. Sie bilden die Grundlage für ein effektives Multiprojektmanagement und sind essenziell für das strategische Portfoliomanagement.
Das PMO definiert den Rahmen für Projektmanagement im gesamten Unternehmen mit einem Fokus auf Governance und Regulierung.
Ziel: Implementierung eines unternehmensweiten Rahmens für verantwortungsvolles und konsistentes Projektmanagement und Sicherstellung der Einhaltung.
Das PMO entwickelt und unterstützt die operative Projektarbeit durch klar definierte PM-Methoden und -Prozesse.
Ziel: Höhere Effizienz, Vergleichbarkeit und Qualität in der täglichen Projektarbeit. Standards reduzieren den administrativen Aufwand, sodass Teams sich auf die eigentliche Projektdurchführung konzentrieren und wertvolle Zeit sparen.
Das PMO behält den Überblick über verfügbare personelle und materielle Ressourcen, um fundierte Entscheidungen bei der Allokation von Personal, Maschinen oder finanziellen Mitteln zu ermöglichen.
Ziel: Engpässe frühzeitig erkennen und Arbeitslasten zwischen Projekten und Linienorganisation ausbalancieren.
Das PMO entwickelt eine standardisierte Reporting-Struktur und erstellt Statusberichte, KPIs und Risikodaten für das gesamte Projektportfolio.
Ziel: Führungskräften eine fundierte Entscheidungsfindung auf Basis von Echtzeitdaten und umsetzbaren Erkenntnissen zu ermöglichen.
Die nächsten zwei Aufgaben fördern die Professionalisierung durch kontinuierliche Abstimmungsprozesse zwischen Entscheidungsebene und operativer Ebene. So wird die strategische Ausrichtung im gesamten Unternehmen sichergestellt.
Das PMO ist Ansprechpartner für methodische und organisatorische Fragen und bietet gezielte Unterstützung durch Schulungen, Moderation von Kick-off-Meetings oder Vorlagen.
Ziel: Kontinuierliche Qualitätsverbesserung, Erhöhung des PM-Reifegrades und Professionalisierung des Projektmanagements in der gesamten Organisation.
Das PMO unterstützt Führungskräfte dabei, Projekte und Portfolios konsequent an strategischen Prioritäten auszurichten, indem es Projekte mit den Unternehmenszielen verknüpft. Dabei kann das PMO zu einem Program- oder Portfolio-Management-Office weiterentwickelt werden.
Ziel: Verbesserung der Bewertung, Auswahl und Priorisierung von Projektideen und Initiativen, um strategische Programme oder Wachstums- und Veränderungsstrategien erfolgreich umzusetzen.
Die Art des PMO hängt vom PM-Reifegrad Ihrer Organisation ab. Idealerweise wächst das PMO parallel zum Reifegrad des operativen Projektmanagements. Ein hochentwickeltes PMO in einer Organisation mit niedrigem Reifegrad führt häufig zu Reibungen und demotiviert die Teams.
Bild: Der Projektmanagement-Reifegrad bestimmt den Einfluss und die strategische Ausrichtung des Unternehmens. ©InLoox GmbH
Abhängig vom Typ ist das PMO an verschiedenen Stellen im Organigramm des Unternehmens angesiedelt.
Bild: Position im Organigramm in Abhängigkeit vom PMO-Typ. ©InLoox GmbH
Ein PMO kann sich mit steigendem Projektmanagement-Reifegrad zu einem Program- oder Portfolio-Management-Office entwickeln. Das „P“ in PMO wandelt sich so von „Project“ über „Program“ zu „Portfolio“.
Bild: Der Projektmanagement-Reifegrad bestimmt den Einfluss eines PMO auf die Unternehmensstrategie. ©InLoox GmbH.
Die Einrichtung eines PMO ist selbst ein Projekt und sollte auch so gemanagt werden.
Die 4 Phasen sind:
Bild: Die 4 Phasen der PMO-Implementierung. ©InLoox GmbH.
Um den Einfluss des PMO auf Projekte und das Unternehmen zu messen, sollten in der Konzeptphase messbare Leistungsindikatoren definiert werden, die zu den Eigenschaften des PMO passen.
Beispiele für KPIs:
Die KPIs werden je nach Ausrichtung des Projektmanagement Office definiert und gewichtet. Wenn ein PMO eher unterstützend wirken soll, dann haben die Leistungsindikatoren zur Steigerung der Zufriedenheit der Stakeholder wie z.B. die Qualität der Vorlagen und der Schulungen zu Projektmanagement-Methoden einen höheren Stellenwert für die Erfolgsbewertung des PMO als die Projektdurchlaufzeiten zu senken. Dies zu erreichen wäre Teil der Verantwortung auf Projektleitungs-Ebene.
Die Einrichtung eines PMO erfordert sorgfältige Planung und Abstimmung mit der Organisation, aber die Vorteile sind klar: schnellere Projektdurchführung, gezieltere Ressourcenzuteilung und konsistente Umsetzung strategischer Ziele.