SAFe einfach erklärt (Teil 1): 7 Kernkompetenzen und 10 Prinzipien

Annalena Simonis, Donnerstag, 01. Juli 2021 | Lesedauer: 6 min.

Was passiert, wenn Agilität auf große Unternehmen trifft? Haben Konzerne überhaupt noch die Möglichkeit flexibel und anpassbar zu werden? Wir stellen Ihnen in dieser neuen Blogreihe das Konzept SAFe vor und erklären Ihnen die Grundlagen für unternehmensübergreifende Agilität.

Agilität dürfte für die meisten Projektmanager heute kein neuer Begriff mehr sein. Hohe Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und gesteigerte Kommunikation sind nur einige der Vorteile, die durch die Einführung von agilen Arbeitsprozessen in Organisationen zu deutlichen Verbesserungen geführt haben.

Agilität an sich ist also für viele Unternehmen nichts Neues. In den meisten Fällen basieren die bisherigen Erfahrungen jedoch nur auf dem lokalen Einsatz von Scrum oder anderen agilen Methoden in einzelnen Abteilungen.

Was in der Regel in der Softwareentwicklung begann, kann nun auf das gesamte Unternehmen ausgeweitet werden und damit die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten, verändern. Doch das ist gar nicht so einfach. Gerade große Unternehmen, die aufgrund festgefahrener Strukturen dringend mehr Agilität benötigen, haben es meist am schwersten, eine agile Transformation umzusetzen.

Wie bildet man den Rahmen für ganzheitliche Agilität? Eine weit verbreitete Lösung ist SAFe (Scaled Agile Framework). In dieser neuen Blogserie führen wir Sie Schritt für Schritt an das Thema heran und erklären komplexe Sachverhalte auf einfache Art und Weise. In diesem Beitrag beginnen wir mit den 7 Kernkompetenzen und den 10 Grundprinzipien, auf denen die unternehmensübergreifende Agilität basiert.

 

Entstehung und Grundidee

Das Scaled Agile Framework wurde 2011 von Dean Leffingwell mit dem Ziel eingeführt, die Vorteile bestehender agiler Methoden zu nutzen und sie auf die gesamte Organisation zu skalieren. SAFe wird kontinuierlich verbessert und weiterentwickelt, wobei die neueste Version 5 im Februar 2021 veröffentlicht wurde. Das Konzept umfasst eine Reihe von Prinzipien, Praktiken und Arbeitsabläufen, die es größeren Organisationen ermöglichen, zu einer agilen Arbeitsweise überzugehen. SAFe greift viele bereits bekannte Elemente und Konzepte aus bestehenden Methoden wie Scrum oder Lean Project Management auf, was den Umstieg für viele Unternehmen erleichtert. Die Grundidee und der Lösungsansatz, um Agilität auf Unternehmensebene zu skalieren, besteht darin, einen Zyklus einzuführen. Verschiedene Ebenen des Unternehmens, vom agilen Team bis zur Managementebene, arbeiten in aufeinander abgestimmten Zyklen oder Taktzeiten, um in regelmäßigen Abständen gemeinsame Ergebnisse zu liefern.

 

7 Kernkompetenzen von SAFe

Die Entwickler von SAFe haben sieben Kernkompetenzen (engl. Core Values) für Unternehmen festgelegt. Jede Kompetenz hat drei Dimensionen und besteht aus einer Reihe von miteinander verbundenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Durch die Beherrschung der SAFe-Kompetenzen können Organisationen unternehmerische Agilität erreichen, um schnell auf wechselhafte Marktbedingungen, veränderte Kundenbedürfnisse und neue Technologien zu reagieren. Wir stellen Ihnen alle sieben Core Values kurz und prägnant vor.

1. Lean Agile Leadership: Führungskräfte und Manager bilden den Kern der Lean-Agile-Entwicklung und der Geschäftsagilität. Sie sind die Personen, die organisatorische Veränderungen und Effektivität unterstützen, lebenslanges Lernen und die agile Denkweise begrüßen und mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Es ist die Aufgabe des Managements, das richtige Umfeld zu schaffen und Teams sowie Einzelpersonen positiv zu beeinflussen.

2. Team- und technische Agilität: Agile Teams sind der Grundstein für geschäftliche Agilität. Sie müssen über die erforderlichen technischen Fähigkeiten verfügen und agile Prinzipien befolgen, um den Kunden qualitativ hochwertige Lösungen zu liefern.

3. Agile Produktlieferung: Agile Produktlieferung ist ein kundenorientierter Ansatz, um einen kontinuierlichen Flow von wertvollen Produkten und Dienstleistungen für Kunden und Anwender zu definieren, zu erstellen und freizugeben. Diese Fähigkeiten unterstützen sich gegenseitig und schaffen Möglichkeiten für eine dauerhafte Führungsposition im Markt und im Bereich der Dienstleistungen. Es soll also eine kontinuierliche Lieferpipeline entstehen, die kundenorientiert ist und echten Mehrwert schafft.

4. Bereitstellung von Unternehmenslösungen: Unternehmen müssen Lean-Agile-Prinzipien anwenden, um anspruchsvolle Enterprise-Lösungen schnell zu entwickeln, bereitzustellen und zu betreiben. Dies erfordert die Zusammenarbeit und Ausrichtung von Prozessen.

5. Lean-Portfoliomanagement: Um Business-Agilität zu erlangen, braucht es einen modernisierten Ansatz für das Portfoliomanagement, bei dem Strategie, Finanzierung und Betrieb durch Anwendung der Lean-Agile-Prinzipien aufeinander abgestimmt werden.

6. Organisatorische Agilität: Neben den zuvor beschriebenen Kompetenzen müssen Unternehmen in der Lage sein, schnell zu reagieren, um die Herausforderungen und Chancen der sich rasch verändernden Märkte von heute zu bewältigen. Diese neue Realität erfordert mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, als traditionelle hierarchische Organisationen bieten können. Jeder im Unternehmen sollte daher in Lean- und Agile-Methoden geschult sein und die Lean-Agile-Prinzipien anwenden. Diese Grundsätze und Denkweisen werden dann angewendet, um die Geschäftsprozesse und die Unternehmensstruktur zu verbessern.

7. Kultur des kontinuierlichen Lernens: Ein Unternehmen sollte einen ständigen Lernprozess fördern und Innovationen vorantreiben, um die Erwartungen von Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft zu übertreffen. Wenn jeder einzelne Mitarbeiter nach persönlichem Wachstum strebt, hat auch das Unternehmen die Möglichkeit über sich hinauszuwachsen.

 

10 SAFe Prinzipien

Neben den 7 Kompetenzen, die die Lean-Agile-Mentalität im Unternehmen bestärken, wurden auch Prinzipien festgelegt, die das Rahmenwerk des Konzepts bilden. Diese unveränderlichen zehn Prinzipien zielen darauf ab, das Führungsverhalten und die Entscheidungsfindung zu beeinflussen. Sie dienen als Richtlinie und sollen die richtige Denkweise an alle Mitarbeiter auf allen Unternehmensebenen vermitteln.

  1. Nehmen Sie eine wirtschaftliche Sicht ein.
  2. Wenden Sie Systemdenken an.
  3. Erwarten Sie Variabilität und halten Sie sich alle Optionen offen.
  4. Machen sie schrittweise Fortschritte mit schnellen, integrierten Lernzyklen.
  5. Setzen Sie die Meilensteine auf objektive Bewertungen von funktionierenden Systemen.
  6. Visualisieren und begrenzen Sie das Arbeitspensum, reduzieren Sie die Chargengröße und halten Sie die Wartezeiten kurz.
  7. Etablieren Sie einen Arbeitsrhythmus und synchronisieren Sie diesen mit der bereichsübergreifenden Planung.
  8. Setzen Sie die intrinsische Motivation Ihrer Wissensarbeiter frei.
  9. Dezentralisieren Sie die Entscheidungsfindung.
  10. Organisieren Sie wertorientiert.

 


Im zweiten Teil unserer Serie über das Scaled Agile Framework stellen wir Ihnen die wichtigsten Rollen un Begriffe im agilen Unternehmen nach SAFe 5 vor. Lesen Sie bis dahin weitere Beiträge zu ähnlichen Themen:

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