Digitalisierung im Berufsleben (1): Ergebnisse der Studie D21-Digital-Index 2020/2021

Annalena Simonis, Donnerstag, 01. April 2021 | Lesedauer: 9 min.

Wie sehr hat sich unser Berufsleben durch das Corona-bedingte Home-Office verändert? In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die Ergebnisse der diesjährigen Gesellschaftsstudie D21-Digital-Index 2020/2021 zum Thema Digitalisierung in Deutschland vor.

Die Corona-Krise hat vor einem Jahr unser gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Was 2019 noch unmöglich schien, ist heute Normalität. Große Veränderungen wurden für viele vor allem am Arbeitsplatz spürbar. Besonders für Menschen mit Bürotätigkeiten stand neben der Pandemie ein weiteres Thema verstärkt im Vordergrund: die Digitalisierung am Arbeitsplatz. Viele Unternehmen schickten Ihre Mitarbeiter Anfang 2020 von jetzt auf gleich ins Home Office, um Sie vor einer möglichen Infektion im Büro zu schützen. Vielerorts war Beschaffung und Instandsetzung der nötigen technischen und infrastrukturellen Gegebenheiten mit einem enormen Kraftakt verbunden. Heute, ein Jahr später merken wir, dass die Digitalisierung nicht nur unsere Arbeitsprozesse, sondern auch unsere Art wie, wann und wo wir arbeiten, stark beeinflusst hat. Doch nicht alle haben profitiert: Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist die digitale Umstellung mit großem Aufwand verbunden. Vielen fehlen die Mittel, um Ihren Mitarbeitern digitales oder mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Um beim rasanten Tempo der Digitalisierung nicht auf der Strecke zu bleiben, sind sie auf die Hilfe des Staates angewiesen. In diesem Artikel erfahren Sie auf welchem Stand die digitale Arbeitswelt in Deutschland nach einem Jahr Corona ist und welche Handlungsempfehlungen aus der Studie deutlich wurden.

 

Studie der Initiative D21

Die Initiative D21 hat sich vor 20 Jahren auf die Fahne geschrieben, eine Spaltung der Gesellschaft durch die Digitalisierung zu verhindern. Jedes Jahr führt das gemeinnützige Netzwerk eine umfangreiche, deutschlandweite Studie über alle Bereiche, in denen die Digitalisierung greift. Ziel ist es, Herausforderungen und Chancen früh zu erkennen und passende Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft abzugeben. Die Ergebnisse werden im D21-Digital-Index zusammengefasst und veröffentlicht. So wird jährlich ein Status Quo über den Digitalisierungsgrad der Bevölkerung in Deutschland erfasst. 2020 war ein besonders spannendes Jahr: Schwerpunkte der Gesellschaftsstudie waren die Themen Digitales Arbeiten, Digitaler Unterricht sowie digitale Gesundheitsanwendungen. Wir fassen für Sie die wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf die Entwicklungen in der Arbeitswelt zusammen.

Zahl der Mitarbeiter im Home-Office verdoppelt sich

Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass sich für viele die Art zu arbeiten innerhalb kürzester Zeit gewandelt hat. Spürbar ist die fortschreitende Digitalisierung vor allem für Menschen mit Bürojobs. Rund ein Drittel der Berufstätigen arbeitet seit Beginn der Pandemie im Home-Office. Für 30 Prozent davon war es die erste Erfahrung mit einem mobilem Arbeitsmodell.

Form der Tätigkeit als größtes Hindernis

Für den Großteil der Bevölkerung, vor allem für Menschen, die keiner Bürotätigkeit nachgehen ist die Arbeit von zuhause jedoch keine Option. Die Studie hat ergeben, dass es vor allem drei große Hindernisse für Ermöglichung mobiler Arbeit gibt.

Grafik: Hindernisse für mobiles Arbeiten

Grafik: InLoox GmbH, basierend auf D21-Digital-Index 2020/2021

Den größten Einfluss auf die Möglichkeit digital Arbeiten zu können hat die Art der Tätigkeit. In vielen Berufen wie in der Pflege, der Produktion oder im Einzelhandel ist es nicht möglich aus dem Home-Office zu arbeiten. Das zweitgrößte Hindernis liegt in den infrastrukturellen und kulturellen Gegebenheiten im Unternehmen. In einigen Unternehmen fehlen die technischen Voraussetzungen oder das Wissen, um den Mitarbeitern Home-Office anzubieten. Eher seltener wird der digitale Fortschritt durch die fehlende Unterstützung von Vorgesetzten gebremst. Hin und wieder kommt es aber doch vor, dass mobiles Arbeiten von den Vorgesetzten nicht so gerne gesehen wird, meist aus Angst die Produktivität der Mitarbeiter könnte einbrechen.

Arbeitnehmer wünschen sich auch nach der Pandemie Home-Office

Vor allem die Menschen, die 2020 zum ersten Mal im Home Office waren, wünschen sich auch für die Zeit nach Corona die Möglichkeit von zu Hause oder unterwegs arbeiten zu können. Dabei wollen die wenigsten eine dauerhafte Umstellung auf Remote-Work. Hätten die Befragten die Wahl, würde ein Drittel der Beschäftigten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Präsenzzeit im Büro und Arbeiten von zuhause bevorzugen. Bei Vorgesetzten sieht das allerdings anders aus. Rund dreiviertel der Befragten mit Führungsverantwortungen möchten nicht, dass ihre MitarbeiterInnen nach Corona mehr im Homeoffice arbeiten als vorher.

Benötigte Software verdoppelt sich seit Corona

Um mobiles Arbeiten anbieten zu können, wird von Arbeitgebern erwartet ihren Mitarbeitern die nötige Hardware sowie Systeme zur sicheren, digitalen Zusammenarbeit bereitzustellen. Fast 60 Prozent der Bürobeschäftigten haben bereits Zugang zu mindestens einem mobilen Endgerät (Laptop, Smartphone oder Tablet) mit dem Sie von zuhause arbeiten können. Anders sieht es bei der benötigten Software aus. Zwar verdoppelte sich im letzten Jahr die Ausstattung mit Kollaborationstools, Videokonferenzdiensten und Fernzugängen (VPN), allerdings haben nur bis zu einem Drittel der Beschäftigten Zugang zu diesen Anwendungen.

Bildungsgrad und Position bestimmen Einstellung zum digitalen Arbeiten

Die Meinungen über die Digitalisierung am Arbeitsplatz gehen laut der Studie weit auseinander. Das liegt vor allem daran, dass verschiedene Gruppen unterschiedlich stark von der Digitalisierung profitieren. Vor allem höher Gebildete und Beschäftigte mit Führungspositionen sehen große Vorteile in der digitalen Arbeit und können diese auch besser nutzen. Sie erleben eine starke Verbesserung ihrer Work-Life-Balance und können vor allem auch privat angeeignetes Digitalwissen besser im beruflichen Kontext anwenden. Berufstätige mit einem niedrigen Bildungsgrad hingegen bleiben diesbezüglich häufig auf der Strecke. Die meisten fühlen sich für den digitalen Umgang im Berufsleben nicht ausreichend geschult. Alle Beschäftigenden sind sich einig, dass Kenntnisse für digitale Arbeitsweisen schon früh genug im Studium oder in der Ausbildung vermittelt und digitale Tools vermehrt eingesetzt werden sollten, um langfristig Vorteile für den Einzelnen zu bieten.

 

Fazit und Handlungsempfehlung

Die Studie D21-Digital-Index zeigt, dass sich vor allem für Berufe mit Bürotätigkeiten durch die Corona-bedingte weit verbreitete Umstellung auf Home-Office im letzten Jahr, ein großer Schritt in Richtung Digitalisierung ergeben hat. Durch Lockdowns und Anregungen der Politik sahen sich viele Unternehmen gezwungen spontan Undenkbares möglich zu machen. Vielerorts konnten dadurch auch manche Skeptiker der digitalen Arbeit von der Machbarkeit überzeugt werden. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung die teils provisorischen Lösungen zu professionalisieren und zu festigen.

Alte Regeln überdenken

Neue Parameter bestimmen nun die Regeln der betrieblichen Zusammenarbeit. Eingefahrene und bewährte Routinen und Prozesse müssen jetzt überdacht werden. Unternehmen stehen vor großen organisatorischen Herausforderungen: Beispielsweise wie die Erfassung der Arbeitszeiten, die Ausstattung der Mitarbeiter oder versicherungsrechtliche Bedingungen gehandhabt werden sollen. Wie wird mit der Präsenzpflicht im Büro in Zukunft umgegangen? Wie verändert sich das Verhältnis von Vorgesetzten und Mitarbeitern und welche Rahmenbedingungen soll es für die Zusammenarbeit untereinander sowie für die Selbstorganisation einzelner Beschäftigter geben? Fest steht, dass Soft Skills eine immer größere Rolle spielen werden, wenn Teams verstärkt virtuell zusammenarbeiten.

Digitale Transformation für alle möglich machen

Die Initiative D21 ist sich sicher: Auch nach der Corona-Krise wird sich eine erhöhte Flexibilität von Arbeitsort und -zeit einstellen. Damit alle Mitarbeitern die gleiche faire Chance haben, um die Vorteile digitaler Arbeit zu nutzen, müssen entsprechende Bedingungen geschaffen werden. Dabei ist es wichtig Mitarbeiter früh in den Transformationsprozess mit einzubeziehen und mitgestalten zu lassen. So können gemeinsam neue Regeln und Arbeitsprozesse im Interesse aller bestimmt werden und niemand bleibt auf der Strecke.

Staatliche Förderprogramme nutzen

Die kommenden Monate bieten eine spannende Chance, das Berufsleben vieler Beschäftigter neu zu denken. Dabei zählen viele Unternehmen angesichts der zahlreichen, genannten Herausforderungen auf die Unterstützung durch den Staat. Sei es zum einen, um mithilfe neuer Gesetze die digitale Transformation zu begünstigen und die Umsetzung für Unternehmen zu erleichtern, aber auch durch Förderungsmittel verpasste Entwicklungen der letzten Jahre nachzuholen.

Im zweiten Teil dieser Blogreihe stellen wir Ihnen entsprechende Förderungsmittel vor, die vor allem kleine- und mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen sollen. Wir geben Ihnen einen Überblick zu länder- und bundesweiten Förderungsprogrammen und gehen speziell auf das neue Programm „Digital Jetzt“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ein.

 


Sie möchten noch mehr über Digitalisierung am Arbeitsplatz und in Projekten erfahren? Hier geht es zu weiteren Blogbeiträgen zu diesem Thema:

Projektmanagement und das Internet der Dinge

Digitale Transformationsprojekte (1)

Digitale Transformationsprojekte (2)

Digitale Transformationsprojekte (3)

Whitepaper: Digitale Transformationsprojekte

Whitepaper: Virtuelles Projektmanagement

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