Perfektionismus - Segen oder Fluch?

Klara Obermair, Donnerstag, 26. Februar 2015 | Lesedauer: 2 Minuten

Perfektionismus

Bild: "Erste Reihe" von Olll Henze, lizensiert unter CC BY-ND 2.0

„Perfektionismus“, lautet oft die Antwort von Bewerbern, wenn man sie in Auswahlgesprächen nach ihren Schwächen fragt. Das klingt erst einmal positiv, denn wer möchte nicht einen Mitarbeiter haben, der sich voll und ganz einem perfekten Ergebnis verschreibt?

Ehrgeiz und Zielstrebigkeit sind grundsätzlich Eigenschaften, die im Berufsalltag und insbesondere auch im Projektmanagement als erstrebenswert angesehen werden. Doch was, wenn das Bemühen um bestmögliche Ergebnisse kontraproduktiv wird und den Workflow behindert, da man sich in Einzelheiten verliert?

Detailtreue: Sorgfalt vs. Pedanterie

Menschen mit Hang zum Perfektionismus versuchen, ihre Aufgaben nicht nur gut und fehlerfrei zu lösen, sondern sie mustergültig erledigen zu wollen, was an sich einwandfreie Endergebnisse bedeutet. Jedoch liegt die Schwierigkeit darin, den Punkt zu erkennen, an dem eine weitere Verbesserung keinen Sinn macht - sei es aus inhaltlichen oder zeitlichen Gründen.

Detailorientierte Personen stecken häufig unnötige Energie in Projekte, die auch mit weniger Aufwand in kürzerer Zeit realisierbar wären. Dies kann anhand des Pareto-Prinzips veranschaulicht werden: 80 Prozent der Aufgaben werden demnach mit nur 20 Prozent Aufwand erledigt, während auf die übrigen Tätigkeiten der Großteil des eigenen Aufwands verschwendet wird.

Pareto-Prinzip

(nach http://www.studienstrategie.de/zeitmanagement/pareto-prinzip/)

Dahinter steckt im Extremfall Angst vor Versagen, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Vor allem die Psyche wird stark davon beeinflusst: Stress, Erschöpfung und ständige Anspannung sind Folgen davon. Hilfreich und relativ einfach umzusetzen sind in diesem Fall kurze Pausen, in denen Sie versuchen sollten, sich zu bewegen und den Kopf freizuräumen, um positive Energie zu schöpfen. Denken Sie auch daran, dass oftmals 95 Prozent genügen, um ein Projekt erfolgreich werden zu lassen, statt immer 120 Prozent erreichen zu wollen.

Selbsterkenntnis: wie weit darf Perfektionismus gehen?

Der Grat zwischen Vorteilen und Nachteilen ist bei Perfektionismus schmal. Denn natürlich tragen Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit maßgeblich zum Erfolg eines Projekts bei. Doch die Kehrseite der Medaille ist nicht zu unterschätzen. Um aus der ständigen Unzufriedenheit auszubrechen hilft es, sich klarzumachen, was das eigene perfektionistische Verhalten für andere bedeutet: Deadlines, die aufgrund von Verbesserungen nicht eingehalten werden und der Druck nach permanenter Höchstleistung und eine dementsprechend negative Einstellung wirken sich auf das gesamte Projektteam aus.

Anschließend ist es sinnvoll, klare Prioritäten zu setzen. Was muss sofort erledigt werden, was kann warten? Dabei können Methoden des Zeitmanagements verwendet werden. Fehler hingegen sollten als Erkenntnisfenster für nachfolgende Projekte genutzt anstatt als persönlicher Misserfolg interpretiert werden. Schließlich gibt es häufig nicht „die“ Lösung, sondern je nach Beauftragtem unterschiedliche Ansätze. So berücksichtigt eine Schwarz-Weiß-Malerei nur die Optionen „gelungen“ und nicht „gelungen“, graue Nuancen bzw. Lösungswege außerhalb dieses Schemas werden gar nicht miteinbezogen.

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