Mit Social Learning, ESNs und Social Collaboration zum Erfolg

Kathrin Jungwirth, Dienstag, 26. September 2017 | Lesedauer: unbekannt

Social Learning, ESNs und Social Collaboration werden immer bekannter und ändern damit Lern- und Arbeitsprozesse in Unternehmen und Teams. Eine aktuelle Studie liefert Einblicke zu diesem Trend.

Begriffserklärung: Social Learning – ESN – Social Collaboration

Bei Social Learning handelt es sich um die integrierte Kommunikation im Unternehmen zum Zweck des Wissensaustauschs. Anstelle von Schulungen lernen die Mitarbeiter durch die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen, da sich ihre Arbeits- und Lernprozess zunehmend vernetzen. Dadurch entsteht eine völlig neue Kommunikations- und Lernkultur.

ESNs (Enterprise Social Networking) sind unternehmensinterne soziale Netzwerke, wie z.B. Yammer, oder Messaging Services. Unternehmen nutzen diese primär zur Kommunikation, Kollaboration und Wissensvermittlung. ESNs beschränken sich entweder auf das Unternehmen, oder beziehen gezielt externe Personengruppen, wie z.B. Lieferanten oder Geschäftspartner, mit ein. ESNs funktionieren nach dem Pull-Prinzip, d.h. die User suchen sich die Informationen aktiv im Netzwerk, anstatt mit diesen automatisch versorgt zu werden. Damit bietet ein ESN vielfältige Gelegenheiten zum Lernen im Team bzw. auch unternehmensübergreifend zwischen Teams bzw. Abteilungen.

Social Collaboration beschreibt die vernetzte Zusammenarbeit in Unternehmen mit Hilfe des Internets oder internetbasierter Tools. Hier sprechen wir häufig über die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams, Projekten oder Abteilungen zum Wissensaustausch und zur Generierung von Know-How. Internetbasierte Tools – wie Enterprise Social Networking (ESN) –   unterstützen diese Vernetzung. 

Der Projektmanager als Wissensmanager

Die Mitarbeiterentwicklung und –schulung findet heutzutage primär im Sinne von Social Learning statt und geschieht überwiegend unbewusst. Vor dem Hintergrund des Social Learning nimmt der Projektmanager zunehmend die Rolle des Wissensmanagers ein. Als Projektmanager sollten Sie für das Projektteam Möglichkeiten schaffen, sich untereinander auszutauschen und voneinander zu lernen. Zusätzlich sollten Sie auch den teamübergreifenden Austausch mit anderen Projektteams fördern. Nur auf diese Weise können die Mitarbeiter im Unternehmen von dem Wissen und den Erfahrungen der anderen profitieren und für sich selbst einiges mitnehmen. Ein guter Projektmanager hat gute Führungsqualitäten und sollte deshalb auch ein guter Wissensmanager sein. 

Herausforderungen von ESNs in der Praxis

Bislang bringt die Anwendung von ESNs in der Unternehmenspraxis einige Herausforderungen mit sich. Da in den meisten Unternehmen keine Fehlerkultur existiert, werden ausschließlich Erfolge im ESN kommuniziert. Dies liegt vor allem daran, dass Mitarbeiter Fehler ungern im ESN kommunizieren, da die Führungsebene die Nachrichten mitlesen könnte. Dadurch wird ein gewinnbringender und unternehmensweiter Wissensaustausch im Sinne von „Lessons Learned“ verhindert.

Oftmals setzen Unternehmen ESNs sogar zum Onboarding und zur Dokumentation ein. Anstatt neue Mitarbeiter ausführlich in das Projekt einzuführen, wird häufig auf die Chats im ESN verwiesen. Zudem werden neue Teammitglieder nicht ins ESN eingeführt und müssen sich Regeln und Prozesse durch „Learning by Doing“ aneignen. Sowohl der Onboarding-Prozess, als auch die Projekt-Dokumentation kann durch ESNs nicht ersetzt werden, da es sich bei ESNs nur um Kommunikations- und Austauschtools handelt. 

Aktuelle Studie zum Thema Social Collaboration

Die deutsche Social Collaboration Studie beschäftigt sich mit dem Thema der Nutzung neuer Technologien zur vernetzten Zusammenarbeit in deutschen Unternehmen. Dabei werden verschiedene Anwendungsszenarien und die Auswirkung von Social Collaboration (unabhängig spezieller Tools) untersucht. Die Studie wurde erstmalig 2016 durchgeführt und wurde dieses Jahr für eine neue Auflage weiterentwickelt. Die Zeitreihenstudie wurde in einer Kooperation zwischen der Unternehmensberatung Campana & Schott und der Technischen Universität Darmstadt im Fachgebiet Wirtschaftsinformatik durchgeführt.

Die aktuelle Auflage der deutschen Social Collaboration Studie identifiziert Social Collaboration als Wegbereiter der digitalen Transformation. Die neue Studie belegt: Social Collaboration steigert die Arbeitseffizienz. Darüber hinaus verändern moderne Collaboration-Tools zunehmend die Zusammenarbeit und stärken die Innovationsorientierung und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Unternehmen.

Kernaussagen der deutschen Social Collaboration Studie 2017

Ziele beim Einsatz von Social Collaboration

Die Mehrheit der deutschen Führungskräfte (57%) verfolgt primär das Ziel der Verbesserung der Unternehmenskultur mit dem Einsatz von Social Collaboration. Weitere Ziele sind die Förderung von Produkt- und Prozessinnovationen (52%), Kosteneinsparungen (47%), sowie die Optimierung der Mitarbeiterbindung (42%). 

Ziele beim Einsatz von Social Collaboration

Social-Collaboration-Reifegrad

Der Social-Collaboration-Reifegrad dient als Kennzahl für das Ausmaß des Technologieeinsatzes zur Lösung einer Aufgabe im Unternehmen. Die Kennzahl umfasst die Ausprägungen 0-3 (ausschließlich analog – ausschließlich technologisch fortgeschritten). Die aktuelle Social Collaboration Studie deckte einen positiven linearen Zusammenhang zwischen der Innovationsorientierung und dem Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter mit dem Social-Collaboration-Reifegrad auf. Unternehmen, die einen hohen Social-Collaboration-Reifegrad aufweisen – also überwiegend technologische Mittel zur Lösungsfindung einsetzen – verfügen auch über eine hohe Innovationsorientierung und ein starkes Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter. Folglich steigen Innovationsorientierung und das Zugehörigkeitsgefühl mit zunehmendem Social-Collaboration-Grad.

Der gleiche Zusammenhang konnte zwischen der Arbeitseffizienz und dem Social-Collaboration-Reifegrad festgestellt werden. Mit zunehmendem Reifegrad steigt auch die Arbeitseffizienz in Unternehmen. Der Einsatz von Technologien in Kommunikations- und Arbeitsprozessen steigert also die Arbeitseffizienz, die Innovationsorientierung und das Zugehörigkeitsgefühl von Mitarbeitern.

Digitalisierung am Arbeitsplatz

Zur Digitalisierung des Arbeitsplatzes setzen Unternehmen primär auf strategische Initiativen: Bei 60% der Befragten existieren im Unternehmen bereits vielfältige Maßnahmen und Strategien zur Digitalisierung. Bei 52% der Teilnehmer wurden im Unternehmen bereits Maßnahmen und Strategien zur Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit gestartet. Wohingegen 59% der Teilnehmer angaben, dass in ihrem Unternehmen (weitere) Initiativen zur Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit geplant sind.

Nutzung von Enterprise Social Networks

Durch die Nutzung von Enterprise Social Networks kann die Arbeitseffizienz im Vergleich zu Nicht-ESN Nutzern wesentlich gesteigert werden. So weisen beispielsweise ESN Power-Nutzer bei der Suche nach Experten eine höhere Arbeitseffizienz (+16,6%) im Vergleich zu Nicht-ESN Nutzern auf. Beim Austausch in Interessengruppen liegt die Steigerung sogar bei +41,7%. Auch beim Austausch von firmeninternen Informationen und Neuigkeiten, sowie bei der Suche nach Wissen konnte eine Steigerung der Arbeitseffizienz (+27,5%) festgestellt werden.

Zusätzlich wurde in der Studie die Entwicklung der ESNs in Unternehmen untersucht. Hier gaben 45% der Studienteilnehmer an, dass den Mitarbeitern in ihrem Unternehmen bereits ein ESN zur Verfügung steht. Davon wurde das ESN bei 30% der Befragten im vergangenen Jahr (2016) eingeführt.

ESNs werden in der Praxis primär für arbeitsbezogene Tätigkeiten eingesetzt (52%), d.h. das ESN wird für den beruflichen Austausch und die Zusammenarbeit mit Kollegen genutzt. Die Nutzung von ESNs, um Kollegen kennenzulernen, also die soziale Nutzung, liegt bei 25%. Die hedonistische Nutzung (ESN wird aus Interesse und Freude an der Nutzung eingesetzt) ist bei lediglich 10% angesiedelt.

Einsatz von ESNs in der Praxis

Verknüpfung von Social Collaboration Tools

Interessanterweise wird die Verwendung mehrere Social Collaboration Tools nicht als kontraproduktiv eingestuft. Vielmehr soll durch eine Verknüpfung mehrerer Tools die Arbeitseffizienz um 18% gesteigert werden.

 

Quellen:

Campana & Schott (2017): Deutsche Social Collaboration Studie 2017: Die neuesten Ergebnisse. URL: https://www.campana-schott.com/de/de/media-events/news/news-detailseite/deutsche-social-collaboration-studie-2017-die-neusten-ergebnisse/ (Zugriff: 24.08.2017).

Technische Universität Darmstadt (2017) a: Studie. Deutsche Social Collaboration Studie. URL: http://www.collaboration-studie.de/ (Zugriff: 24.08.2017).

Technische Universität Darmstadt (2017) b: Neueste Studienergebnisse – die vernetzte Zusammenarbeit in Unternehmen 2017. Deutsche Social Collaboration Studie 2017 zeigt: Social Collaboration als Motor für den digitalen Wandel. URL: http://www.collaboration-studie.de/index.php/ergebnisse-2017/ (Zugriff: 29.08.2017). 

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