Produktentwicklung mit dem Stage-Gate®-Prozess (Teil 3): Ablauf und Aufbau

Kathrin Jungwirth, Montag, 07. März 2022 | Lesedauer: 10 min.

Im dritten Artikel unserer Blogreihe zum Innovationsmanagement mit dem Stage-Gate®-Prozess gehen wir einen Schritt weiter in Richtung Praxis. Hier erfahren Sie, wie das Prozessmodell prinzipiell aufgebaut ist und wie mit dem Idea-to-Launch-Modell Projekte bis zum Markteintritt begleitet werden können. 

In den letzten Teilen unserer Blogreihe zum Innovationsmanagement mit dem Stage-Gate®-Prozess haben wir uns mit den Grundlagen wie der Definition, Stärken und Schwächen sowie den Grundprinzipien beschäftigt. In diesem Artikel – dem dritten Teil – tauchen wir noch tiefer und betrachten den grundlegenden Aufbau sowie beispielhaft das Idea-to-Launch-Modell, welches Projekte von der Idee bis zur Markteinführung strukturiert und begleitet.

Inhalt

  1. Aufbau Stage-Gate®-Prozess
  2. Beispiel: Idea-to-Launch-Modell

 

1. Aufbau Stage-Gate®-Prozess

Grundsätzlich besteht das Stage-Gate®-Modell aus einer Abfolge von Arbeitsabschnitten und Kontrollpunkten – ähnlich einem einfachen Phasen-Meilenstein-Modell. Die Abschnitte werden Stages genannt und die Kontrollpunkte Gates.

Stages

In den Arbeitsabschnitten werden vorab definierte Aufgaben durchgeführt. Dabei werden die Tätigkeiten – soweit möglich – parallel abgearbeitet, um schnellen Fortschritt zu garantieren. Jeder Arbeitsabschnitt impliziert steigende Kosten und zielt darauf ab, weitere Informationen zu sammeln und zu generieren, um die Unsicherheiten fortschreitend zu reduzieren. Am Ende jedes Abschnittes werden alle Arbeitsergebnisse vom Projektteam zusammengetragen, gemeinsam analysiert und für die darauffolgende Überprüfung aufbereitet.

Gates

Am Ende jeder Stage steht ein Gate, an welchem die Arbeitsergebnisse von einem Gremium, den sogenannten Gatekeepern, begutachtet und geprüft werden. Ziel ist es abzuklären, inwieweit die Unsicherheit bezüglich des Entwicklungsprojektes im Projektverlauf reduziert werden konnte. Dafür wird ein vorab definierter Kriterienkatalog zu Rate gezogen. Der Kriterienkatalog besteht aus technischen sowie wirtschaftlichen Punkten und bezieht die strategische Ausrichtung des Produkts und des Unternehmens mit ein.

Dabei werden verschiedene Arten von Kriterien unterschieden:

  • Harte Kriterien, die zwingend erfüllt werden müssen.
  • Weiche Kriterien, die erfüllt werden sollten.

Ob der derzeitige Entwicklungsstand diese Kriterien erfüllt, erfordert also Austausch und Diskussion unter den Gatekeepern. Nachdem die Qualitätskontrolle anhand des Kriterienkatalogs durchgeführt wurde, trifft das Gremium an jedem Gate erneut die Entscheidung über die Fortführung oder den Stopp des Projektes.

Dabei sind verschiedene Arten von Entscheidungen möglich:

  • Go: Weiterführung des Projektes à Die notwendigen Ressourcen werden zur Verfügung gestellt
  • Kill: Das Projekt erfüllt die Kriterien nicht à Einstellen des Projektes
  • Hold: Stoppen des Projektes à Eine Neubewertung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt
  • Rework: Aufgaben wurden unzureichend bearbeitet à Überarbeitung der relevanten Aufgabenstellungen

Auf diese Weise durchläuft das Projekt nacheinander verschiedene Arbeitsphasen, welche jeweils von einem Gate zur Überprüfung und Entscheidung gefolgt werden. 

2. Beispiel: Idea-to-Launch-Modell

Die Grundprinzipien des Stage-Gate®-Prozess lassen sich auf verschiedenste Projekte anwenden. Im Folgenden gehen wir genauer auf das Idea-to-Launch-Modell ein, das sich für Produktentwicklungsprojekte (Neuentwicklung, Weiterentwicklung, Modifizierung etc.) anbietet und mittlerweile als Industriestandard für Produktinnovationen gilt.

Das Idea-to-Launch-Modell beruht auf der Annahme, dass jede Innovation mit einer Idee beginnt und mit der erfolgreichen Markteinführung endet. Dieser Prozess kann sehr komplex und chaotisch sein, weswegen es hilft den Ablauf mit Hilfe des Modells in nachvollziehbare Teilschritte zu unterteilen. Auf diese Weise können alle Vor-Entwicklungs-Tätigkeiten (z.B. Machbarkeitsstudien), Entwicklungsaktivitäten sowie Vorbereitung und Durchführung des Markteintritts mit Hilfe eines kompletten Prozesses abgebildet und strukturiert werden.

Aufbau Idea-to-Launch-Modell

Das Idea-to-Launch-Modell wird standardmäßig anhand von 5 Stages mit einer vorgelagerten Phase zur Ideen-Generierung sowie 5 Gates strukturiert (vgl. Edgett, S. J. | 2018 | S. 3 ff.):

Stage-Gate®-Prozess: Grafik - Aufbau Idea-to-Launch-Modell

Abbildung: Aufbau des Stage-Gate® Prozess anhand des Idea-to-Launch-Modell (Quelle: eigene Darstellung, angelehnt an Cooper, R. G. | 1993) 

Stage Gate Beschreibung
Vorgelagerte Ideen-Generierung   Phase, in der Vorarbeiten zur Generierung neuer Ideen und Ansätze geleistet werden.
  Gate 1: Selektion  
Stage 1: Sondierung   Es werden erste Untersuchungen zu den Rahmenbedingungen rund um die Projektidee durchgeführt.
  Gate 2: Go für die Machbarkeitsstudie  
Stage 2: Erstellung der Machbarkeitsstudie   Durchführung von detaillierten Analysen und Ausarbeitung von Produkt- und Projektdefinition, Argumenten für das Projekt sowie von einem ersten Projektplan.
  Gate 3: Go für die Produktentwicklung  
Stage 3: Entwicklung   Ausführung der nötigen Design- und Entwicklungsaktivitäten für das Produkt sowie ggf. der Grundlagen für den Produktionsprozess zur Serienfertigung.
  Gate 4: Go für Test & Validierung  
Stage 4: Produkttest und Validierung   Abschließende Tests im Labor, in der Produktion und am Markt, um das Produkt und die Produktionspläne final abzusichern.
  Gate 5: Go für Markteinführung  
Stage 5: Produktion und Markteinführung   Start der Produktion und ggf. Serienproduktion sowie nötigen Marketing- und Vertriebsaktivitäten für die erfolgreiche Markteinführung.

 

Mehr zum Stage-Gate®-Prozess

 

Quellenangaben:

Cooper, R. G. (1993): Winning at new products. Accelerating the process from idea to launch, Addison-Wesely

Edgett, S. J. (2018): Idea-to-Launch (Stage-Gate®) Modell: ein Überblick. URL: https://www.stage-gate.com/wp-content/uploads/2018/06/wp10german.pdf (Zugriff am 15.02.2022)

 

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Stage-Gate® ist ein eingetragenes Warenzeichen von Robert G. Cooper, Product Development Insitute Inc. und Jens Arleth, Innovation Management U3. Weiterführende Informationen können hier nachgelesen werden: www.stage-gate.com.

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