Weiter geht es mit Teil zwei unserer Blogreihe zum Stage-Gate®-Prozess, einem Prozessmodell für systematisches Innovationsmanagement. In diesem Artikel steigen wir noch tiefer in das Thema ein und betrachten die Stärken und Schwächen, potenzielle Stolperfallen sowie die Verantwortlichkeiten von Stage-Gate®.
Produktentwicklung mit dem Stage-Gate®-Prozess (Teil 2): Stärken, Schwächen, Stolperfallen
Kathrin Jungwirth, Montag, 28. Februar 2022 | Lesedauer: 10 min.Der Stage-Gate®-Prozess ist ein Prozessmodell für die systematische Entwicklung von Innovationen – beispielsweise in Form von Produkten und Dienstleistungen. Im ersten Teil dieser Blogreihe haben wir uns die Definition und die Grundprinzipien der Methode nach Robert G. Cooper angesehen. Im zweiten Teil steigen wir nun tiefer in die Stärken und Schwächen des Stage-Gate®-Prozess sowie in potenzielle Stolperfallen und Verantwortlichkeiten ein.
Inhalt
- Die Stärken und Schwächen des Stage-Gate®-Prozess
- Diese Stolperfallen gibt es zu beachten
- Wer macht mit: Verantwortlichkeiten
1. Stärken und Schwächen des Stage-Gate®-Prozess
Wie jedes andere Modell, hat auch der Stage-Gate®-Prozess seine Stärken und Schwächen, die man vor dem Start abwiegen sollte. Denn prinzipiell kann der Prozess für alle Innovationsvorhaben jeder Größe und Komplexität verwendet werden, doch sollte vorab geklärt werden, ob die Vorgehensweise wirklich den Anforderungen im Unternehmen entspricht.
Die Stärken des Stage-Gate®-Prozess
- Liefert eine strukturierte und transparente Roadmap für alle Beteiligten.
- Schafft Disziplin.
- Bezieht interdisziplinären Input mit ein.
- Sorgt für eine klare Strukturierung und Trennung der Arbeits- und Entscheidungsbereiche.
- Ermöglicht qualitätsorientierte Entwicklungs- und Innovationsprozesse.
- Schafft gemeinsames Verständnis für Innovationsprozesse.
- Reduziert das Risiko durch wiederholte Prüfung des Vorhabens an den Gates.
- Beschleunigt die Markteinführung bei Produktentwicklungsprozessen.
- Sorgt für Fokus auf die richtigen Projekte.
- Reduziert Fehler, Verschwendung und Nacharbeiten.
- Verbessert die funktionsübergreifende Zusammenarbeit.
- Sorgt für die effiziente und effektive Verwendung knapper Ressourcen.
Die Schwächen des Stage-Gate®-Prozess
- Reduziert die Flexibilität, denn die Entscheidungen an den Gates sind harte und nicht überspringbare Grenzen.
- Bündelt viele Ressourcen aus allen Unternehmensbereichen.
- Erfordert umfangreiche und bürokratische Vorarbeiten: Arbeitsaufgaben in den einzelnen Phasen (Stages) und Entscheidungskriterien der Gates müssen im Vorfeld sehr genau beschrieben werden.
- Erfordert detaillierte Abstimmungsprozesse durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
2. Diese Stolperfallen gibt es zu beachten
Zusätzlich zu diesen Stärken und Schwächen, sollten die folgenden drei Stolperfallen des Stage-Gate®-Prozess beachtet werden.
- Unternehmerische Verantwortung: Die Gatekeeper müssen bereit sein unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, da sie an jedem Gate über die Zukunftsfähigkeit und das Potential der Idee entscheiden. Sie müssen also in der Lage sein, sich in die Unternehmerperspektive hineinzuversetzen und wie Unternehmer zu entscheiden und zu handeln.
- Interdisziplinarität: Wichtig ist, dass das Team der Gatekeeper interdisziplinär aufgestellt ist. Das heißt, sämtliche Unternehmensbereiche müssen vertreten sein, um eine sinnvolle Entscheidung ohne Dominanz eines einzelnen Bereiches treffen zu können.
- Verbindlichkeit: Sobald an einem Gate das GO für die nächste Stage beschlossen wurde, sind alle Bereiche verpflichtet, die notwendigen Ressourcen zur Bearbeitung der kommenden Aufgaben bereitzustellen. Kapazitäten und Auslastung sind also in allen Bereichen jederzeit miteinzubeziehen.
Anders gesehen sind diese Stolperfallen, wichtige Voraussetzungen für das erfolgreiche Gelingen von Stage-Gate®.
3. Verantwortlichkeiten
Wie bereits erwähnt, ist hier die Interdisziplinarität das Zauberwort – sowohl bei den Gatekeepern als auch bei jenen, die die Aufgaben in den einzelnen Stages ausführen. Zu beachten ist außerdem die strikte Trennung zwischen der Gruppe der Gatekeeper und der Gruppe der Mitarbeitenden, die die Arbeiten in den Stages ausführen. Eine Person kann nur einer der beiden Gruppen angehören, um eine objektive und neutrale Beurteilung am Gate zu ermöglichen. Prinzipiell lassen sich zwei Personengruppen Stage-Gate®-Prozess unterschieden: die Gatekeeper und die Stage-Verantwortlichen.
Die Gatekeeper
Die Gatekeeper sind vorab definierte Mitglieder aus den Management-Teams der einzelnen Unternehmensbereiche, die gemeinsam die Entscheidung über die Weiterführung oder den Stopp des Projektes an den Gates treffen. Es hat sich bewährt, dass abhängig vom Risiko des Projektes in unterschiedliche Gatekeeper zum Einsatz kommen. Bei Projekten mit geringerem Risiko, wie z.B. Produktmodifikationen, kommen häufig Mitarbeitende aus den unteren Hierarchieebenen zum Einsatz. Dahingegen wird bei Projekten mit höherem Risiko eher Personal aus den Führungsebenen als Gatekeeper eingesetzt. Auch innerhalb eines Innovationsprozesses können die Gatekeeper je nach Anforderung und Risiko wechseln. (vgl. Edgett, S. J.; Cooper, R. G. | 2012 | S. 6)
Das Projektteam
Die Verantwortlichen in den jeweiligen Stages werden als Projektteam je nach benötigtem Know-how zusammengestellt. Dabei arbeiten oftmals interdisziplinäre Projektteams zusammen – welches Können und Wissen hier relevant ist hängt ganz von der jeweiligen Innovation ab.
Mehr zum Stage-Gate®-Prozess
Teil 1: Produktentwicklung mit dem Stage-Gate®-Prozess: Definition und Grundprinzipien
Quellenangaben:
Edgett, S. J.; Cooper, R. G. (2012): Best Practices im Idea-to-Launch-Prozess und dessen Steuerung. URL: https://www.stage-gate.com/wp-content/uploads/2018/06/wp45-German.pdf (Zugriff am 14.02.2022)
"Stage-Gate® ist ein eingetragenes Warenzeichen von Robert G. Cooper, Product Development Insitute Inc. und Jens Arleth, Innovation Management U3. Weiterführende Informationen können hier nachgelesen werden: www.stage-gate.com.
"