Einführung ins PM (9): Projektanalyse mit PESTLE

Madeleine Gritzbach, Dienstag, 20. November 2018 | Lesedauer: unbekannt

Ein Projekt ist immer Teil einer größeren Projektumgebung, was das Management von Projekten so anspruchsvoll macht. Die PESTLE-Analyse hilft Ihnen, Gefahren und Chancen zu erkennen.

Ein Projekt existiert nicht im Vakuum, sondern ist immer von verschiedenen internen und externen Faktoren (Projektumgebung) abhängig, die seinen erfolgreichen Abschluss gefährden können. Projektmanager müssen Faktoren wie das politische, soziale und wirtschaftliche Umfeld berücksichtigen, die das Projektergebnis beeinflussen können. Das Verständnis der externen Faktoren, die sich auf das Projekt auswirken, bedeutet, dass Projektmanager bessere strategische Entscheidungen treffen und das Projekt in die richtige Richtung lenken können. 

Die PESTLE-Analyse 

PESTLE ist eine Abkürzung für die verschiedenen Faktoren, die einen Einfluss auf ein Projekt haben:

Die Analyse wird auch als PESTEL oder PEST bezeichnet, je nachdem, wie viele Faktoren einbezogen werden. Diese Methode verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, d.h. sie betrachtet das Projekt in einem größeren Zusammenhang und berücksichtigt, wie sich Änderungen in der Projektumgebung auf das Projekt auswirken. So können Projektteams Veränderungen antizipieren und in ihre Planung einbeziehen, anstatt von ihnen überrascht zu werden. 

Die Elemente von PESTLE

Politische Faktoren:

  • Steuerpolitik und andere Regierungspolitiken
  • Wahlen
  • Handelsreformen

Beispiel: Wenn Sie an einem internationalen Projekt arbeiten sollten Sie daran denken, dass andere Länder andere Gesetze und Regulierungen haben. Einige Länder haben striktere Regulierungen als andere – besonders dann, wenn es um Dinge der Gesundheit und Sicherheit geht. 

Wirtschaftliche Faktoren:

  • Budgetverfügbarkeit
  • Einfuhr- und Ausfuhrabgaben
  • Zinssätze
  • Wirtschaftswachstum oder Rezession
  • Inflationsrate
  • Umrechnungskurs
  • Mindestlohn

Beispiel: Wenn Ihr Zulieferer in einem anderen Land sitzt und sich der Wechselkurs zwischen den beiden Ländern ändert bedeutet das, dass sich Ihre Kosten eventuell erhöhen. Ändert sich der Wechselkurs zu Ihren Gunsten, können Sie Geld sparen. 

Soziale Faktoren:

  • Kulturelle Normen und Erwartungen
  • Bevölkerungsdemografie (Alter, Geschlecht, Mobilität etc.)
  • Einstellung der Gesellschaft gegenüber bestimmten Themen (z.B. Umweltschutz, Atomkraft etc.)

Beispiel: Wenn Sie den Bau einer zusätzlichen Startbahn für einen Flughafen planen, müssen Sie die anliegende Bevölkerung bedenken. Denn um die Startbahn bauen zu können, müssen die Anlieger umziehen und all diejenigen, die nah an der neuen Startbahn leben müssen mit einem erhöhten Lärmpegel aufgrund abfliegender und ankommender Flugzeuge rechnen. Es braucht einen Plan, um diesen Anliegen gerecht zu werden. 

Technologische Faktoren:

  • Neue Technologien, die ältere Technologien ersetzen
  • Technische Einschränkungen
  • Automatisierung

Beispiel: Neue Technologien könnten Ihren Projektprozess deutlich schneller machen und damit gleichzeitig Ihre Projektkosten verringern.   

Rechtliche Faktoren:

  • Arbeitsrecht
  • Gesundheits- und Sicherheitsgesetze
  • Regulatorische Rahmenbedingungen
  • Datenschutzgesetze

Beispiel: Bevor Sie ein Bauprojekt beginnen müssen Sie eine Baugenehmigung einholen und sicherstellen, dass der Bauplan die vorliegenden Regulierungen berücksichtigt. 

Umweltfaktoren:

  • Klima- und Wetterbedingungen
  • Geographische Lage
  • Naturkatastrophen

Beispiel: Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist Umweltfaktoren zu bedenken, ist der Bau von Macchu Picchu. Die Stadt wurde in 2430 Metern Höhe auf einem Bergrücken in den peruanischen Anden errichtet. Allein die geographische Lage sorgte für einen erschwerten Bau, aber das Klima war aufgrund von heftigen Regenfällen und der Gefahr von Erdbeben eine mindestens genauso große Herausforderung. Die Inkas aber wussten um diese Umstände und konnten sich diesen so anpassen: Sie errichteten die Gebäude als Terrassen, die sich dem steil ansteigenden Berg perfekt anpassen und nutzten lokal abgebaute Steine, die ideal zusammenpassten und auch ohne Mörtel stabil waren.  

Durchführung einer PESTLE-Analyse 

Die Schritte einer PESTLE-Analyse sind denen einer Risikoanalyse sehr ähnlich:

Brainstorming 

Der Projektleiter und das Projektteam sollten sich in einer Besprechung oder einem Workshop zusammensetzen, um alle möglichen (und unmöglichen) Faktoren herauszuarbeiten die das Projekt beeinflussen könnten. Dieser Schritt ist sehr wichtig, denn je mehr Gefahren und Chancen Sie erkennen, desto besser können Sie Ihr Projekt planen.  

Sortieren und Priorisieren 

Im nächsten Schritt sortieren Sie die identifizierten Faktoren in die verschiedenen PESTLE-Kategorien und sortieren sie dann nach Relevanz, d.h. Wichtigkeit. Welche Faktoren haben den größten oder den geringsten Einfluss auf das Projekt?  

Wahrscheinlichkeit ermitteln 

Bestimmen Sie nun, welche Faktoren die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit haben. Sie sollten sich nicht nur auf Faktoren mit hoher Wahrscheinlichkeit konzentrieren, sondern auch Pläne für Bedrohungen mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit erstellen. Damit ist sichergestellt, dass Sie für jedes mögliche Szenario gerüstet sind (siehe Szenariotechnik).

Aktionsplan erstellen  

Nachdem Sie die Schritte 1-3 abgeschlossen haben, können Sie einen Aktionsplan erstellen, der alle Faktoren berücksichtigt. Der Plan sollte Maßnahmen zur Beseitigung oder Abschwächung von Bedrohungen enthalten, die dazu führen könnten, dass Ihr Projekt aus dem Ruder läuft.


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4. Die Earned-Value-Analyse

5. Stakeholder glücklich machen

6. Der Projektlebenszyklus

7. Die verschiedenen PMO-Arten

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10. Was ist ein Netzplan?

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12. Was gehört in den Projektstatusbericht?

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